Kugelmenschen

Schon immer habe ich mich für die griechische Mythologie interessiert. Und so stieß ich auf eine schöne Geschichte, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.

 

In Platons "Symposion" gibt es die Idee von den Kugelmenschen. Dieser Geschichte zufolge waren die Menschen ursprünglich kugelförmige Wesen mit vier Armen, vier Beinen und zwei Gesichtern, die in entgegengesetzte Richtungen blickten. Diese Kugelmenschen waren stark und mutig. Stark genug, um sogar die Götter anzugreifen. Um das zu verhindern, beschloss der Himmelsherrscher Zeus, die Kugelmenschen in jeweils zwei Hälften zu teilen und schuf Männer und Frauen mit zwei Armen, zwei Beinen und nur einem Gesicht - die heutigen Menschen. Er verstreute sie in alle Winde. Ab jetzt waren die Kugelmenschen auf sich alleine gestellt und in ihnen wuchs eine unstillbare Sehnsucht  nach seiner anderen Hälfte. Sie fühlten sich unvollkommen und wider ihrer Natur. Seither irren sie auf der Suche nach ihrem Gegenstück durch die Welt, weil nur eine Wiedervereinigung sie wirklich glücklich machen kann. Wenn sie einander finden, erfüllt es sie mit Liebe und dem Gefühl des "Eins" zu sein, endlich zusammen, endlich zuhause. Zu spät erkannten die Götter, dass sie aus Selbstsucht großes Leid unter die Menschen gebracht haben. Und so gelobten sie, dass sich zwei zueinander gehörige Kugelhälften wieder untrennbar vereinen dürften, wenn sie einander gefunden hätten.

 

Und so sucht seit jeher jeder Mensch den zu ihm gehörenden Menschen, um sich mit ihm wieder zu verbinden, um wieder Eins zu sein. Diese unstillbare Sehnsucht ist die Kraft, die die Menschen unermüdlich nach der anderen Hälfte suchen lässt.

 

Das ist das höchste Glück, das dem Menschen widerfahren kann. Man nennt es Liebe.