The fear of falling in love

Es ist dieser perfekte Moment. Sie schauen einander an, sie versinkt in seinen Augen. Alles fühlt sich gut an, geborgen und sicher. Sie liegen da, ineinander verschlungen, er hält sie liebevoll, küsst sie und sie denkt: Endlich ist der Moment gekommen: Ich liebe dich, sagt sie vorsichtig. 

Sein Blick verändert sich schlagartig, plötzlich wirkt er so fremd. Und für sie fühlt sich auf einmal nichts mehr richtig an. Er zieht seinen Arm vorsichtig, aber bestimmt von ihren Schultern zurück. Liebe? Hat sie etwa LIEBE gesagt??? Was soll denn das jetzt auf einmal? Immerhin hatten sie sich doch auf eine unverbindliche Beischlafbeziehung geeinigt! Er stammelt etwas von 'sehr überraschend', 'überrumpelt' und 'nachdenken müssen', verlässt das Bett und damit das Boot, in dem beide offenbar in unterschiedliche Richtungen paddeln und geht.

Während sie mit dem Gefühl von Leere zurückbleibt, wird ihr schlagartig klar: Sie ist an einen Philophob geraten.

Viele Männer leiden mehr oder weniger schwerwiegend unter akuter Philophobie. Als Philophob bezeichnet man einen Menschen, der Angst davor hat, sich zu verlieben oder eine feste Bindung einzugehen. Feste Bindung nein, aber mehr als Sex darf es gerne sein. Ein Philophob möchte zwar gerne von ihr umgeben sein, will aber nur in sicheren zeitlichen Abständen mit ihr das Bett teilen. Auch langes Geschmuse, tiefgründige Gespräche und gemeinsame Unternehmungen nimmt er gern mit.

Er hat eben Bedürfnisse, die schon mal über eine lapidare Bettgeschichte hinausgehen dürfen und die können ruhig erfüllt werden, aber nur zu seinen Bedingungen. Er genießt es, von ihr umworben zu werden, tankt ihre Energie, er schlendert gern mit ihr händchenhaltend durch den Park, er mag es, Problemchen des Alltags mit ihr zu besprechen oder über das Leben zu philosophieren. Er will jedoch der Bestimmer bleiben. Er entscheidet das Wie, das Wo und das Wieviel. Im Grunde will er eigentlich eine Vereinbarung, die zwar in vielerei Hinsicht beziehungsidentisch ist, jedoch niemals als solche definiert werden darf. Dieser Zustand ermöglicht es ihm, ein beziehungstechnisch verpflichtungsfreies Leben zu führen. Für ihn der perfekte Zustand, der sich in oberflächlichen Affären am besten ausleben lässt.

Denn Liebe verteufelt er und verbindet sie mit negativen Gefühlen, Enttäuschungen und Schmerz. Es ist eine Art Selbstschutz für ihn: Keine Liebe, kein Leid. Keine Liebe, keine Verpflichtungen. Keine Liebe, kein Verlust.

Natürlich kann Liebe auch nicht philophoben Menschen Angst machen. Wenn wir unser Herz einmal verschenkt haben, gibt es schließlich kein Zurück mehr. Wir lassen uns voll und ganz von unseren Gefühlen treiben. Die Vorstellung, sich auf jemanden einzulassen, kann für viele Menschen zunächst beängstigend sein. Denn Liebe macht auch verletztlich. Unser Herz liegt nicht mehr in unserer Hand und wir können nichts anderes tun, als darauf zu vertrauen, dass ihm niemand etwas antut. Diese Menschen sind aber in der Lage, sich genau auf dieses riskante Spiel einzulassen, ohne in Panik auszubrechen. Im Gegenzug ernten sie für ihren Mut und Risikobereitschaft das schönste Gefühl der Welt. Für echte Intimität setzen sie sich gerne dem Risiko der freiwilligen Schutzlosigkeit aus. Philophoben können das nicht.

Wie bei allen Phobien hat auch die Philophobie natürlich ihre Ursachen. Die Angst vor Liebe führt häufig auf schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit zurück. Das gelernte Verhalten oder die Erinnerung an den vergangenen Schmerz können einen durchaus für die Zukunft blockieren. 

Manchmal liegen die Wurzeln der Angst auch bereits in der Kindheit, in der nie gelehrt wurde, zu lieben. Wer in Gefühlskälte und Misstrauen aufgewachsen ist und dazu erzogen wurde, Gefühle als Schwäche zu sehen und diese deshalb stets kontrollieren zu müssen, wird auch als Erwachsener Probleme damit haben, diese zu zeigen oder zu äußern. Ein solcher Mensch wird sich nur in seinem emotionalen Kühlschrank wirklich wohlfühlen.

Aber auch purer Egoismus kann hinter der Angst stehen: Schließlich bedeutet eine Beziehung auch immer, Kompromisse einzugehen und sich zu öffnen. Die Vorstellung, seine eigene Freiheit einzuschränken und selbst investieren zu müssen, wirkt auf Philophoben beängstigend, also lassen sie es.

Frauen, die an solche Exemplare geraten, fühlen sich oft herausgefordert, zerbrechen sich über die Ursachen seiner Blockade den Kopf und wollen ihn um alles in der Welt retten. Gedanken wie 'wenn er mich nur besser kennenlernt', 'wenn ich ihm nur den wunderbaren Geschmack der Liebe nahebringe', 'er braucht Zeit' usw. beherrschen sie und ihr Verhalten. 

Dabei verkennen sie leider, dass kein Mann, dem sie ihren besonderen Blick schenkten, den sie tief in ihre Seele blicken ließen, dem sie sich gegenüber öffneten und bereit waren, alles zu geben, wirklich Zeit braucht, um plötzlich über die Liebe nachzudenken. 

Gefühle sind schließlich keine Frage der Entscheidung. Sie sind eben keine Kalkulation, keine Abwägung eines nüchternen Vertrages. Paddelt er demnach nicht von Anfang an in eurem Boot in dieselbe Richtung, wird er diese auch später nicht ändern.

Mädels! Gebt euch nicht diesen Illusionen hin, es wird nicht funktionieren, egal, was ihr tut und egal, wie sehr ihr euch aufreibt! Es ist es nicht wert, für jemanden Berge zu versetzen, der noch nicht einmal bereit ist, für euch einen kleinen Stein aus dem Weg zu räumen.

Ist euch ein Philophob untergekommen, gibt es deshalb nur eine Lösung: Nehmt eure Beine in die Hand und lauft weg!!!

Und denkt immer daran: Es ist besser, geliebt und verloren zu haben als nicht lieben zu können!