So ticken die Polen

Polen - ein katholisches Land


Wenn es um Traditionen geht, kann man nicht übersehen, dass Polen ein katholischer Staat ist. 90 % der Polen sind katholisch! Wir sind sehr eng mit der katholischen Kirche verbunden und empfinden das Bedürfnis nach Nähe zu Gott und dem Glauben besonders stark. Es ist ein tief verwurzeltes Gefühl. Uns sind unsere Werte und die katholischen Feste sehr wichtig. Wir gehen sonntags in die Kirche, feiern Ostern besonders religiös, essen freitags kein Fleisch und messen einer standesamtlichen Hochzeit -im Gegensatz zu einer kirchlichen Trauung - keinerlei Bedeutung bei. 


Polnische Männer


...sind absolute Gentleman! Sie sind höflich und zuvorkommend, halten Türen auf, rücken ihren Stuhl zurecht. Als echte Kavaliere küssen sie zur Begrüßung die Hand der Frau. Sie sind handwerklich begabt, Allrounder und McGyver! Sie übernehmen immer die Rechnung und bringen der Frau gern und anlassunabhängig Blumen mit! Sie fühlen sich für die Frau an ihrer Seite stets verantwortlich. Sie sind in der Lage, sie zu beschützen und tun es auch. Sie beherrschen die ganze Klaviatur der wohlerzogenen Aufmerksamkeiten, Komplimente inklusive!


Polinnen...


...werden Gelassenheit, Fröhlichkeit und Herzlichkeit nachgesagt. Ihnen ist es wichtig, ihre Weiblichkeit zu zelebrieren und zu präsentieren. Die Städte Polens sind deshalb auch von einem femininen Erscheinungsbild geprägt! Sie lieben schöne Kleidung und tolle Schuhe und geben sich gerne als hübsche Ladys mit gepflegtem Make-up, exklusiver Kleidung und weiblichem Schuhwerk! Stillvoll und elegant und gerne ladylike. 


Körperhygiene und Pflege werden groß geschrieben. Sie kochen sensationell gut und kümmern sich großartig um den Haushalt und das Zuhause. Sie gelten als sehr gute Gastgeberinnen, sind außergewöhnlich gastfreundlich und sehr bemüht. Sie sind sexy und einfühlsam, empathisch und fürsorglich. Sie sind wahre Göttinnen, anmutig, stolz und schön - innen und außen. Sie sind bodenständig und bescheiden.


Sie erwarten, dass man ihnen die Tür aufhält, ihnen galant in den Mantel hilft und ein Kavalier der alten Schule ist. Gute Manieren sind ihnen sehr wichtig!


Traditionen


Traditionen werden in Polen sehr aktiv gelebt. Kultur und Traditionen werden groß geschrieben! Insbesondere die christlichen Feste wie Weihnachten oder Ostern werden viel intensiver gefeiert als es in Deutschland der Fall ist.


Weihnachten


An Heiligabend (poln. Wigilia), dem wichtigsten Tag an Weihnachten, wird tagsüber traditionell gefastet. Leuchtet der erste Stern am Himmel auf, kommt die ganze Familie an den festlich gedeckten Tisch. Jeder Heiligabendtisch in Polen ist traditionell mit einem zusätzlichen Gedeck ausgestattet - für einen unerwarteten Gast. 


Nach altem Brauch werden an Heiligabend zwölf Speisen serviert - zur Erinnerung an die zwölf Apostel. Vor und nach dem Essen wird gemeinsam gebetet. Nach dem Essen teilt jeder mit jedem eine Weihnachtsoblate, ein dünnes, weißes Gebäck mit aufgestanzten christlichen Weihnachtsbildern und spricht sich gegenseitig Weihnachtswünsche aus. 


Während des Essen ist es ausschließlich der Hausherrin erlaubt, vom Tisch aufzustehen. 


In die Kirche gehen die polnischen Familien zur Mitternachtsmesse (poln. pasterka). 


Weihnachten ist in Polen das absolute Fest der Liebe, der Freundschaft und des Verzeihens!


Ostern


Ostern, als das wichtigste, christliche Fest des Jahres, wird ebenfalls besonders zelebriert. Für streng gläubige Polen beginnt das Osterfest bereits 40 Tage vor der Auferstehung Jesus mit dem Fasten. Die Fastenzeit spielt in Polen eine sehr große Rolle, sie ist die Zeit der Entbehrungen, Trauer und Dunkelheit. In dieser Zeit finden weder Hochzeiten statt noch andere Feste. 

Während der Fastenzeit gibt es zahlreiche Feierlichkeiten in der Kirche und diese werden auch rege besucht. 


Eine Woche vor Ostern wird der Palmsonntag gefeiert, das Zeichen für Frieden. Die Menschen gehen mit grünen Zweigen in die Kirche, wo diese geweiht werden. An diesem Tag gedenken die Polen der triumphalen Ankunft Jesu in Jeruzalem. 


Ein sehr bedeutsamer Tag an Ostern ist der Karfreitag. Es ist ein Tag der Reflexion und Nachdenklichkeit, es wird zwingend gefastet, Fleisch ist absolut tabu!


Am Ostersamstag begibt man sich mit einem kleinen Osterkörbchen mit bunten Eiern, Süßigkeiten, Wurst, Brot und Salz in die Kirche, wo die Körbchen feierlich gesegnet werden. Diese gesegneten Speisen sind am Ostersonntag Bestandteil des traditionellen Osterfrühstücks, zu dem sich die Familien gemütlich einfinden. Es ist ein Frühstück wie im Bilderbuch - ein wahres Fest für die Sinne! Zahlreiche Wurst- und Fleischsorten werden aufgetischt, der traditionelle Osterschinken, Fischspezialitäten, selbst gebackene Kuchen in Hasen- oder Lammform, Käse- und Mohnkuchen und viele, unglaublich leckere Spezialitäten der polnischen Küche. Diesen besonderen Tag verbringen alle Polen im Familien- oder Freundeskreis.


Der Ostermontag wird 'Śmingus Dingus' genannt und ist der Tag des Wassergießens :). Das ist der Teil einer jahrhundertalten Tradition, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Frauen werden an diesem Tag mit Wasser begossen! Und dabei sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt: Wasserpistole, Wasserbeutel, Flaschen oder gar ganze Wassereimer, zuhause auch schon mal der Duschkopf :) - alles ist möglich und auch legitim. Es ist übrigens der Tag mit dem höchsten Wasserverbrauch in Polen :)!


8. März - Wir feiern die Frauenwelt!


An diesem Tag bleibt kaum eine Frau in Polen ohne einen Blumenstrauß und Glückwünsche! Die Weiblichkeit wird gefeiert - es ist einer der wichtigen Tage des Jahres!


Namenstag


Der Namenstag ist in Polen besonders wichtig! In manchen Regionen sogar wichtiger als der Geburtstag!


Namen


Verkleinerungsformen von Vornamen sind in Polen üblich, sogar in seriösen Gesprächen. So wird aus Barbara Basia oder aus Tomasz Tomek. Die polnische Sprache, die aus sieben Fällen, dem komplizierten Aspektsystem und der Kombination aus Zischlauten besteht, ist eine der schwersten der Welt. Im Polnischen werden selbst die Vornamen dekliniert. So wird aus Basia im Dativ Basi und im Akkusativ Basię. Polnisch zu lernen ist fast so als wollte man die Relativitätstheorie begreifen :). 


Das Ansprechen mit Nachnamen gilt als sehr distanziert, ja fast unhöflich. Polen siezen sich in Verbindung mit dem Vornamen. So wird zum Beispiel aus Frau Barbara Kowalska (poln. Pani Barbara Kowalska) einfach Frau Basia (Pani Basia). Im Familien- und Freundeskreis wird natürlich geduzt und das fast ausschließlich mit der Verkleinerungsform des Vornamens.


Fettnäpfchen


Sensibelchen-Thema Nr. 1: Der Papst!

Das ist ein sehr brisantes Thema! Alle Polen lieben und verehren ihren polnischen Papst, Johannes Paul den II. Derjenige, der sich kritisch über ihn äußert, kommt direkt aufs Abstellgleis - hier verstehen Polen keinen Spaß! Also: Entweder man lobt den polnischen Papst oder man lässt das Thema unberührt. Hier gibt es keinen Mittelweg!


Sensibelchen-Thema Nr. 2: Fußball


Polen lieben Fußball und hoffen jedes Mal inständig, die Weltmeisterschaft doch noch an sich zu ziehen :)! Klappt das nicht, so bleibt ihnen immerhin der Stolz auf die Spieler mit polnischen Wurzeln :)! Es wird zurweilen gemunkelt, dass Deutschland es ohne die polnischen Spieler nie soweit geschafft hätte - sei es bei den Weltmeisterschaften oder auch in der Bundesliga :).


Sensibelchen-Thema Nr. 3: Polenwitze


Die Polen lachen zwar viel und gern, aber sie mögen es nicht, wenn man als Deutscher Witze erzählt, die den Polen schlecht darstellen. Insbesondere Witze über Autodiebstahl können die Polen nicht mehr hören - die meisten davon sind zwischenzeitlich auch wirklich ziemlich ausgenudelt! Es lohnt sich also, darauf zu verzichten, bevor die Stimmung kippt! Und das WIRD sie! :)


Gastfreundschaft


Die Polen sind ein sehr, sehr gastfreundliches Volk! In Frankreich kann man nicht alle Käsesorten aufzählen und in Polen nicht die Vielfalt an Wurst und Aufschnitt! Ist man in Polen oder bei Polen zu Besuch, erwartet einen immer eine regelrechte Fressorgie!!! Ganz getreu dem Motto: Mehr ist mehr! :)


Polen und insbesondere Polinnen, denn in Polen wird die klassische Rollenverteilung gelebt, lieben es, groß aufzutischen! Das Verlangen, die Gäste glücklich zu machen und kulinarisch zu verwöhnen, besteht seit Generationen und ist auch heute noch ungebrochen groß. Die polnische Gastfreundschaft ohne ein üppiges Mahl ist deshalb schlicht undenkbar! 


Das Verweigern von Speis und Trank gleicht im übrigen einer hundertprozentigen Missachtung des Gastgebers!


Kommunikation


Ein großer Fehler ist das klare 'Nein'. Das gilt als grob unhöflich. Kritik und Ablehnung werden lieber kunstvoll umschifft und nett verpackt!


Improvisation


Polen legen keinen großen Wert auf Planung und Vorschriften. In vielen Augen sind die letzteren größtenteils nur Unterdrückungsmittel, die ehemalige Besatzer als lästiges Erbe hinterlassen haben. Polen lieben es stattdessen zu improvisieren - und sie können es auch! Nicht ohne Grund ist 'Die große Improvisation' eines der größten nationalen Werke des bedeutenden Dichters Adam Mickiewicz. Die Polen wissen sich in außergewöhnlichen Situationen gut zu helfen, ohne in Panik auszubrechen :)! Sie sind wahre Improvisationstalente!


Aberglaube


Ja, es dürfte sich mittlerweile rungesprochen haben, dass Polen sehr abergläubisch sind :).


Hier die wichtigsten Regeln, um schrecklichem Unglück zu entfliehen:


- Handtaschen dürfen nie, nie, niemals auf dem Boden abgestellt werden, denn das Geld könnte weglaufen :). In feinen Restaurants oder Bars eilt sogar direkt ein aufmerksamer Kellner herbei und bringt einen Hocker für die Handtasche :)!


- Schuhe und Uhren werden NICHT verschenkt! Bei verschenkten Schuhen besteht die große Gefahr, dass der Beschenkte aus unserem Leben laufen könnte, verschenkt man eine Uhr, ist die Beziehung zeitlich befristet!


- Man begrüßt und verabschiedet sich nicht im Türrahmen - das bringt Unglück!


- ...genau wie die gerade Zahl an Blumen


- oder die schwarze Katze, die den Weg von rechts kreuzt!! 


- Frauen dürfen sich nicht an die Ecke eines Tisches setzen! Es droht die Gefahr, für immer unverheiratet zu bleiben!


Nice to know


- In Polen zieht man sich immer die Schuhe aus, bevor man eine Wohnung betritt!


- Bei der Begrüßung und beim Abschied küsst man sich 3x auf die Wangen!


- Höflichkeit und Anstand werden groß geschrieben! So stehen in Polen Jüngere für Ältere in der Straßenbahn auf, um ihnen einen Sitzplatz anzubieten! Respekt vor dem Alter ist eine der höchsten Tugenden von Polen!


- Polen trinken sehr gerne Brüderschaft!


-Toiletten sind in Polen mit einem Dreieck (Herren) und einem Kreis (Damen) gekennzeichnet! Es ist übrigens sehr unhöflich, direkt nach einer Toilette zu fragen. Lieber erkundigt man sich, wo man sich die Hände waschen kann.


- Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit ist streng verboten!


- Oben ohne am Strand - NEIN!


- Im Straßenverkehr gilt das Recht des Stärkeren! Zebrastreifen sind den Autofahrern relativ egal! Als Fußgänger ist demnach höchste Vorsicht angesagt, es empfiehlt sich, Blickkontakt zu dem Autofahrer aufzunehmen und die Straße erst dann zu überqueren, wenn man sich wirklich, wirklich sicher ist :)!


- Eine polnische Hochzeit dauert Tage, nicht Stunden!


- An Allerheiligen machen die polnischen Blumenläden mehr Umsatz als an Valentinstag!  


- Für fast jedes Nomen gibt es mindestens drei Verniedlichungsformen!


- Ein 'Golf' ist in Polen in erster Linie ein Rollkragenpulli und kein VW!


- Geschäfte haben in Polen auch sonntags geöffnet und es gibt zahlreiche Supermarktketten, die 24h geöffnet haben!


- Die Polen sind nicht so synchronisationsverwöhnt wie die Deutschen. Filme werden von einer monotonen Stimme simultan mitgesprochen, der Originalton ist dabei leise zu hören. Man gewöhnt sich daran :)! 


- Will man nach Polen reisen, sollte man darauf verzichten, die Landeswährung hier einzutauschen. Vielmehr empfiehlt es sich, den Euro direkt in Polen, in einer der vielen Wechselstuben (kantor), einzutauschen.


- No Go's: Lautes, auffälliges Benehmen, lautstarkes Auftreten im Restaurant, wildes Fotografieren in Kirchen, heiße Knutscherei in der Öffentlichkeit oder zu lockere Kleidung beim Kirchenbesuch.