Portugal - Fatima ❤ Mein Reisebericht

Nach meinem Aufenthalt im schönen Porto machte ich mich mit dem Bus auf den Weg nach Fatima. Nach nur wenigen Stunden Fahrt erreichte ich den bedeutendsten Wallfahrtsort Portugals und einen der bekanntesten der katholischen Kirche. Fatima ist durchaus mit Lourdes zu vergleichen: Viele Kranke kommen dorthin und hoffen, mit Hilfe Marias durch ein Wunder geheilt zu werden. 


In Polen wird Maria sehr verehrt und da wir mit Maria so eng verbunden sind, war es mir ein absoluter Herzenswunsch, Fatima aufzusuchen. Für uns Polen ist Maria das Sinnbild für eine bedingungslos liebende Mutter, die um das Wohlergehen ihrer Kinder besorgt ist und ihnen besonders in Notlagen beisteht. Als Mutter Jesus' steht sie Gott besonders nah und ist in der Lage, für uns einzustehen und bei ihm Vieles zu erbitten. 


Fatima wäre vermutlich bis heute ein unbekannter Ort, wenn sich hier im Jahr 1917 nicht eines der mysteriösesten Vorkommnisse der katholischen Kirche ereignet hätte. Es wird berichtet, dass am 13.05.1917 den drei Hirtenkindern, Lucia dos Santos, Jacinta und Francisco Marto Maria auf einem freien Feld erschienen ist. Diese habe den drei Kindern aufgegeben, künftig an jedem 13.ten des Monats an diesen Ort zurückzukommen und den Rosenkranz zu beten. In den folgenden Monaten kamen immer mehr Menschen. So haben dann am 13.10.1917 ca. 70.ooo Menschen in Fatima das Sonnenwunder gesehen. Dabei drehte sich die Sonne wie ein Feuerrad. 


Den Kindern sind während der Erscheinung Marias drei Geheimnisse überliefert worden. Die ersten beiden wurden sofort zur Veröffentlichung freigegeben, das dritte Geheimnis wurde versiegelt dem Papst übergeben. Im Jahr 2000 wurde das dritte Geheimnis gelüftet, es sagte das Papst-Attentat vom 13.05.1981 voraus.


Jährlich kommen um die vier Millionen Menschen nach Fatima und so entwickelte sich dieser kleine Ort zu einer der bedeutendsten Wallfahrtsstätten der Katholiken.


Die 'Erscheinungskapelle' steht an dem Ort, an dem Maria den drei Hirtenkindern erschienen ist, es ist das Herzstück auf dem gesamten Platz von Fatima.


An einem Ende des Platzes thront die große, wunderschöne Kathedrale. In ihrem Turm hängen 61 Glocken, die stündlich die Ave-Maria-Melodie läuten. Im Innern der Kathedrale kann man eine der größten Orgeln Europas bestaunen, die ca. 12.ooo Pfeifen besitzt. Ihre 15 kunstvollen Altäre sind den 15 Geheimnissen des Rosenkranzes geweiht. Über dem Hauptaltar zeigt ein Bild aus weißem Marmor die Botschaft Marias an die drei Hirtenkinder. In der Kathedrale befinden sich auch die Gräber der Hirtenkinder. 


Die Dreifaltigkeitskirche, die auf der anderen Seite des Platzes steht und von 2004 - 2007 erbaut wurde, bietet Platz für ca.9ooo Gläubige.  Zugang zu dieser Kirche erlangt man durch 13 Portale, die die 12 Apostel symbolisieren und Jesus Christus, dem das Hauptportal gewidmet ist. Die Außenwand ist mit modern interpretierten Szenen aus der Bibel versehen. Diese Kirche ist die 4. größte Kirche der Christenheit weltweit.


Der eigentliche Pilgerplatz von Fatima ist riesengroß und bietet Platz für ca. eine halbe Million Menschen! 


Im Zentrum des Platzes steht eine große Herz-Jesu-Statue, die über einer Quelle mit heilendem Wasser errichtet wurde. Hier kann sich jeder kostenlos das heilende Wasser von Fatima abzapfen und mit nach Hause nehmen. 


In Fatima angekommen, habe ich zunächst ein im Internet angepriesenes Gästehaus angesteuert. Es war restlos ausgebucht! In der brüllenden Hitze und mit gefühlten 800 kg auf meinem Rücken, suchte ich zunächst weiter nach einer Unterkunft für meinen Aufenthalt. Ich habe mehrere Hostels angesteuert, die alle restlos ausgebucht waren. Auch die sonst verlässliche booking.com-App ließ mich im Stich und zeigte an, dass 97% der Unterkünfte, Luxushotels ausgenommen, bereits ausgebucht waren. Und so beschloss ich, zunächst eine Kleinigkeit zu essen und mir in Ruhe einen Notfallplan zu überlegen.


Frisch gestärkt fragte ich die Restaurantmitarbeiter um Rat und erhoffte mir Geheimtipps. Der hilfsbereite Kellner schrieb mir die Anschrift eines Hostels auf einen Zettel, das ca. in zwei km Entfernung lag. Da mir nichts anderes zu bleiben schien, gab ich die Anschrift ins Handy ein und lief los. Das Navi führte mich über den großen Platz, das Ziel meiner Reise nach Fatima. Ich war direkt überwältigt!!! 


Als ich den Platz auf der anderen Seite wieder verließ, fiel mir ein kleines Schild auf, das auf eine Zimmervermietung hinwies. Ich hielt es zwar für völlig ausgeschlossen, dort ein Zimmer zu kriegen, insbesondere bei der 1a-Lage, aber eine innere Stimme drängte mich, es dennoch zu versuchen. Ich war zu dem Zeitpunkt auch schon so entkräftet, dass ich sogar eine Übernachtung auf dem Platz unter freiem Himmel ernsthaft in Erwägung zog. Ich hatte also nichts zu verlieren. Ich betrat einen kleinen Laden, der Rosenkränze und andere religiöse Artikel verkaufte, und holte mir dort meine nächste Abfuhr ab. Offenbar wurde der Verkäuferin allerdings der Ernst meiner Lage klar, so nahm sie ihr Telefon in die Hand und bat mich kurze Zeit später, einen Laden weiterzugehen.


Dort lernte ich Lidia kennen, eine ältere, portugiesische Dame mit einer leuchtenden Seele. Sie bot mir ihr letztes Zimmer an und ich nahm dankbar und glücklich an.


Es war ein Traum, ein niedliches Zimmerchen unterm Dach, nur für mich, mit einem großen Bett und einem kleinen Badezimmer. Und Lidia, eine Seele von Mensch, kümmerte sich während meines gesamten Aufenthaltes rührend um mich. Das war mein kleines, persönliches Wunder von Fatima ♡.


Ich verbrachte die kommenden drei Tage fast ausschließlich auf dem Platz von Fatima, entweder in der Kathedrale oder an der Erscheinungskapelle. 


Es ist ein unfassbarer Ort - ich habe mich noch nirgends zuvor so sicher, so aufgehoben und so beschützt gefühlt.


Neben der Erscheinungskapelle kann man Kerzen anzünden, für Kranke, für Sterbende, Tote oder auch für geliebte Menschen. Durch die Verbrennung der Kerzen besiegelt man das eigene Gebet. Ich habe für meine Verstorbenen gebetet, ebenso für meine Familie und meine Freunde ♡ ich habe sie alle in meine Gebete eingeschlossen.


Es war eine unglaublich tolle Stimmung auf dem Platz, überall betende Menschen und trotzdem eine wohltuende Stille um mich herum. An zwei Abenden habe ich die beeindruckende Lichter-Prozession miterlebt. Tausende Gläubige haben sich hierzu mit Kerzen in der Hand auf dem Platz versammelt, um gemeinsam zu Maria auf dem Rosenkranz zu beten. Es waren die unterschiedlichsten Nationen vertreten, aber durch denselben Klang der Gebete waren wir alle in einer Einheit auf wunderschöne Weise vereint. 


Dies waren absolute Gänsehautmomente... Es war mystisch und magisch, anmutig und besinnlich. Eine wunderschöne, einmalige Atmosphäre!!!


Gläubige, die ihrem Gebet besonderen Nachdruck verleihen wollen, wählen in Fatima den sogenannten Leidensweg. Das ist ein vorgepflasterter Weg, auf dem die Betenden auf Knien entlangrutschen und dabei den Rosenkranz beten. Dabei beginnen sie am Anfang des Platzes und rutschen auf Knien bis zur Erscheinungskapelle, um diese dann zu umkreisen.  Dieses traditionelle Knien ist sehr kräftezehrend und anstrengend - das konnte ich im Vorfeld in den schmerzverzerrten Gesichtern der Betenden ablesen. Viele werden von Familienangehörigen gestützt oder tragen besondere Knieschoner, um den Schmerz so etwas abzumildern.


In der letzten Nacht meines Aufenthaltes und nachdem sich der Platz nach der Lichterprozession etwas geleert hatte, habe ich mich ebenfalls zu dem Leidensweg entschlossen. Nach ca. 1/3 des Weges waren die Schmerzen so stark, dass ich ernsthaft ans Aufhören dachte.


Aber ich tat es nicht.


Ich konzentrierte mich auf den Rosenkranz und betete voller Inbrunst. Ich opferte meine Schmerzen Maria und dem lieben Gott.


Als ich später wieder aufrecht vom Platz ging, weinte ich aus vollem Herzen, vor Schmerz, vor Stolz und vor unbändiger Liebe ♡.


Dieser besondere Ort hat etwas mit mir gemacht, etwas Schönes, etwas Reines. Er hat mich innerlich zur Ruhe kommen lassen, er hat mich verändert. Wie eine Waschmaschine, in die man verschmutzt, geschunden und verdreckt geht und sauber, rein und pur wieder rauskommt.


Ich habe dort in Fatima in völliger Stille, in absoluter Hingabe zu Gott und in innerer Abgeschiedenheit eine Zeit erleben dürfen, die sich für immer in mein Herz gebrannt hat. Eine Zeit, die gut für hundert Leben reicht. Eine Zeit, die mir ewig bleiben wird.


Ich bin so sehr dankbar und glücklich, dort gewesen zu sein!!!! ♡